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Domjüch - Eine Landesirren-, Heil- und Pflegeanstalt in Mecklenburg
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Domjüch - Eine Landesirren-, Heil- und Pflegeanstalt in Mecklenburg

Wechselvolle Geschichte der Anstalt von 1902 bis heute

2. Auflage | 184 Seiten | 80 Abbildungen | Broschur | Format: 14,8 x 21 cm
ISBN 978-3-941683-16-7
12,95 € *

inkl. MwSt.

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Beschreibung

Domjüch ist Synonym für die 1902 eröffnete "Großherzogliche Mecklenburg-Strelitzsche Landesirrenanstalt", die unweit von Strelitz-Alt errichtet worden war. Die wechselvolle Geschichte dieser später als Pflege- und Heilanstalt geführten Einrichtung bis zum Ende des Dritten Reiches und die bewegenden Schicksale der dort tätigen Ärzte, Schwestern und betreuten Patienten hat die Autorin eindrucksvoll nachgezeichnet. Das Anstaltsleben mit Ausreiß- und Selbstmordversuchen der Pfleglinge wird ebenso thematisiert wie das Leben der Anstaltsleiter und deren Familien auf dem Gelände der Einrichtung sowie die unmittelbare Nachkriegszeit. Historisches Bild- und Aktenmaterial rundet das einmalige Zeitdokument ab.
 
Aus dem Inhalt:
  • Die Anfänge der Irrenpflege in Mecklenburg-Strelitz - Das Landarbeits-, Zucht- und Irrenhaus
  • Für oder Wider
  • Die neue Landesirrenanstalt entsteht
  • Vom Leben in der Anstalt
  • Tragische Ereignisse
  • Das Ende der großherzoglichen Verwaltung und eine merkwürdige Symbiose
  • Die nationalsozialistische Gesundheitspolitik - Erbkranker Nachwuchs
  • Ein überzeugter Gefolgsmann
  • Die planwirtschaftliche Erfassung - "Aktion T4"
  • Eine Lebens- und Wohngemeinschaft zerbricht
  • In Domjüch wird gestorben
  • Die Auflösung als Heil- und Pflegeanstalt und eine besondere Freundschaft

Autor

Christiane Witzke

Beiträge zu Nelly Sachs, Christine Lavant, Ingeborg Bachmann, Brigitte Reimann, Irmtraud Morgner sowie Feature u.a. zum Werk von Karoline von Günderrode, Selma Lagerlöf, Per Olov Enquist, Elfriede Jelinek, Thomas Brasch, W. G. Sebald, Klaus Schlesinger, Einar Schleef.

Presse

Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern | 2/2013
Wissenschaftlich fundiert, dabei anschaulich und lebendig zeichnet Witzke die Entstehung von Domjüch nach und schildert das Leben in der Einrichtung unter ihrem ersten Direktor Dr. med. Carl Serger (1894-1913). ... Christiane Witzkes Buch, für das die Autorin ... mit dem Annelise-Wagner-Preis ausgezeichnet wurde, enthält in seiner Neuauflage bisher unveröffentlichtes Bild- und Aktenmaterial und ist ein wichtiges Zeitdokument, mit dem die Erinnerung an die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt Domjüch bewahrt und die Arbeit des Vereins unterstützt wird.

Susanne Schulz | Nordkurier | 02.04.2012
Erzählerin hält Schicksale lebendig
Mehr Licht in viele Hintergründe bringen konnte Christiane Witzke mit der Neuausgabe ihres Domjüch-Buches.
Am Ort des Geschehens stellt Christiane Witzke am Sonntag ihr Buch über die Domjüch vor – in der Neuausgabe angereichert mit vielen Informationen und Fotos.
Neustrelitz. Was aus dem Lungenfacharzt Otto Laur wurde, der 1944vor dem Einmarsch der Roten Armee die Anstalt auflöste, oder aus dem letzten Direktor Karl Schmidt, der 1945 nach Ueckermünde kam – das wusste Christiane Witzke noch nicht, als vor mehr als zehn Jahren ihr Buch über die Landesirren-, Heil- und Pflegeanstalt Domjüch erschien. Doch der Band brachte ihr nicht nur den Annalise-Wagner-Preis ein, sondern vor allem eineVielzahl von Reaktionen: Angehörige einstiger Patienten, Ärzte und Pflegekräfte meldeten sich bei ihr, stellten Dokumente und Fotos zur Verfügung. Kein Wunder, dass es dieBibliothekswissenschaftlerin und Leiterin des Neustrelitzer Stadtarchivs schließlich zu einer neuen, überarbeiteten Ausgabe drängte.
„Das Thema hat mich nie losgelassen“, bestätigt Christiane Witzke. „Mich interessieren die vielen Schicksale, die mit dieser Anstalt verbunden sind. Oft habe ich mich auch gefragt, wie ich mich in bestimmten Situationen verhalten hätte.“ Schließlich wurde die Anstalt zur Zeit des Nationalsozialismus für viele Geisteskranke zur Durchgangsstation auf dem Weg in den Euthanasie-Tod. Umso mehr weiß die Autorin die Auskünfte von Angehörigen der einstigen Belegschaft zu schätzen: „Sicher fällt es nicht leicht zu sagen: Mein Großvater hat möglicherweise Schuld auf sich geladen.“
Von einer Dame, deren Vater zu Zeiten des auf dem Gelände angesiedelten Landes-Säuglings- und Kinderheims Säuglingsschwestern ausbildete, bekam ChristianeWitzke ein ganzes Fotoalbum. Ein Bild, das den Anstaltsgründer Carl Serger inmitten der Belegschaft zeigt, tauchte leider erst nach Fertigstellung ihres Manuskripts auf; es kommt nun dem Verein zumErhalt der Domjüch zugute. „Diesem Mann ist der Bau der Anstalt vor 110 Jahren zu verdanken“, betont Christiane Witzke. Ihr war es wichtig, dem nach seinem Selbstmord fast in Vergessenheit geratenen Arzt mit ihrem Buch eine Art Denkmal zu setzen.
Die Zusammenarbeit mit dem 2010 gegründeten Verein zum Erhalt der Domjüch übrigens ist sehr eng: Christel Lau und ihre Mitstreiter nähmen sich mit viel Elan der lange Zeit brachliegenden Domjüch an – mit sichtbaren Fortschritten innerhalb kurzer Zeit. Eines Tages möchte Christiane Witzke dem Verein ihre umfangreiche Materialsammlung zur Verfügung stellen.
Ihr Buch lasse natürlich auch in der neuen Fassung noch Fragenoffen; alles zu ergründen, wäreillusorisch. Aussagen korrigieren musste die Autorin nicht, konnte abervieles anreichern. „Dass es eine runde Geschichte geworden ist“, wünscht sie sich, die vor fachkundigen Lesern bestehe und auch ein breites Publikum finde. Als Erzählerin versteht sie ihre Rolle, die Archive ausgewertet hat und Erinnerungen von Zeitzeugen hinzufügen kann – auf dass sich die Leser selbst ein Urteil bilden mögen.
Christiane Witzke:
Domjüch. Steffen Verlag, Friedland. 183 Seiten, 12,95 Euro. ISBN 978-3-941683-16-7.

Heimat Kurier | Montag, 16. April 2012, Seite 23 | Rezension von Anke Goetsch
Viele Helfer wollen einstige Landesirrenanstalt erhalten
Ein idyllisches Fleckchen Erde am großen Domjüchsee, am Stadtrand von Neustrelitz, denkmalgeschütze Gebäude, vor kurzem noch fast dem Verfall preisgegeben- das ist das Areal der ehemaligen Landesirren-, Heil und Pflegeanstalt. NEUSTRELITZ. Das Gelände, oft nur Domjüch genannt, war über viele Jahre vor Blicken zaun geschützt, seit 1993 lebte hier niemand mehr. Investoren kamen und gingen, wenig passierte. Eine Wende und damit vielleicht sogar die Rettung gab es Ende 2009. Das Ingenieurbüro Strelitz GmbH erwarb das über 19 Hektar große Grundstück. An der Spitze dieses Unternehmenssteht eine Frau, die manchem im positiven Sinne verrückt erscheinen mag, die andere begeistern und mitziehen kann, für die die Domjüch längst wichtiger Lebensinhaltgeworden ist: Christel Lau. Wenige Wochen nach dem Kauf gründete sie mit ihrem Mann den “Verein zum Erhalt der Domjüch ehemalige Landesirrenanstalt” ,der heute über 90 Mitglieder und Förderer zählt. Eigentümer und Verein haben sich auf die Fahnengeschrieben, das Areal zu retten und zugänglich zu machen. Dabei gehen sie auch ungewöhnliche Wege. “Wir wollen die Domjüch als das sehen, wofür sie errichtet wurde, als Ort der Heilung, der Ruhe, des Friedens, des Miteinanders, als Ort, wo sich jeder zu Hause fühlt”, erklärt die Vereinsvorsitzende. Bei allem, was bereits geleistet wurde und dem, was geplant wird, gab und gibt es nie den Beschluss eines Einzelnen. Alle Idee werden durchviele Menschen mitgetragen, heißt es im Verein. Anfang 2010 starteten die aktiven Strelitzer den ersten Arbeitseinsatz, dem unzählige folgten. Zunächst wurden Container mit Hinterlassenschaften gefüllt, Unkraut und Gestrüpp entfernt, Zwischendecken von Schutt und Sträuchern befreit, das Gelände begehbar gemacht. Nach umfangreicher Schadensanalysewurden erste Förderanträge gestellt, für die der Verein 60.000 Euro Eigenmittel aufbrachte. Damit konnten zunächst alle Dächer gesichert werden. In Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde gab es aber auch die Entscheidung, dass das ehemalige Krankenhaus nicht mehr zu retten sei, Baustoffe dieses Gebäudes werden bis heute für andere Vorhaben verwendet. Das am stärksten beschädigte Kleinod des Ensembles, die kleine Kapelle, wurde originalgetreu hergerichtet und ist ein Ort für Lesungen und Konzerte. Das Haus “Frauen 2” erhielt kürzlich Fenster und Türen, Schadstellenwurden ausgebessert. Im Sommerwird das Gebäude mit dem besonderen Flair Heimstatt für Kultur auf der Domjüch mit Ausstellungen sein. Das Maschinenhaus soll Vereinshaus werden, doch das ist noch Zukunftsmusik. Viele Menschen und Einrichtungenunterstützen die Arbeiten: die Berufliche Schule, die Jugendanstalt, zahlreiche andere Vereine, Firmen, die auch mal unentgeltlich arbeiten. Auf dem ehemals landwirtschaftlich genutzten Areal steht eine Photovoltaik-Anlage – für den Verein “Kühe des 21. Jahrhunderts”. So kommt noch etwas Geld in die Vereinskasse. Im Entwicklungskonzept heißt es, dass auch ein kleiner Ferienpark entstehen soll. Nicht nur ums Bauliche kümmern sich Christel Lau und ihre Mitstreiter. Intensiv haben sie sich mit der wechselvollen Geschichte des Areals befasst, eine Ausstellungerarbeitet, die ständig erweitert wird. Von Mai bis Ende September führen sie sonntags Besucher über das Gelände. Das Interesse für die Domjüch ist ungebrochen, im vergangenen Jahr wurden über4200 Besucher gezählt. Dieses Jahrbeteiligt sich der Verein mit einer Neustrelitzer Schule an dem vom Anne-Frank-Zentrum Berlin initiierten Stadtprojekt “Kriegskinder-Lebenswege bis heute”. Gemeinsam sollen Lebenswege der Kinder, die auf der Domjüch lebten, aufgearbeitet werden. Die Geschichte der Anstalt beginnt schon 1805. Wo einst, das Residenzschloss des Herzogs von Mecklenburg-Strelitz stand, 1712abgebrannt, wurde ein neues Gefängnis, das Landarbeits-, auch Zucht- und Irrenhaus fertig gestellt. Hier werden Verbrecher, Trinker, Landstreicher und Geisteskranke verwahrt. Obwohl die Zustände immer katastrophaler werden, scheitert der erste Versuch, Irrenhausund Zuchthaus zu trennen. Erst 1899 erfolgt der erste Spatenstich für eine neue Anstalt am Großen und Kleinen Domjüchsee in Strelitz (Alt), die drei Jahre später eröffnet wird. Gründer der nach neuesten Erkenntnissen der Behandlung psychisch Kranker konzipierten “Großherzoglichen Mecklenburg-Strelitzschen Landesirrenanstalt”, war der Psychiater Dr. Carl Serger. Zum Ensemble gehörten ein Verwaltungsgebäude, vier Krankenhäuser, getrennt für Frauen und Männer, ein Wasserturm, ein Küchen- und ein Landwirtschaftsgebäude. Auch ein kleiner Friedhof wurde angelegt. Die Einrichtung bot Raum für 180 Kranke. Zum Konzept gehörte, dass Ärzte und Pflegepersonal auf dem Gelände wohnten und mit den Insassen eine Lebens- und Wohngemeinschaft bildeten, die sich zum größten Teil selbstversorgen konnte. Dafür war landwirtschaftliche Nutzfläche vorgesehen: Lupinen, Hafer, Kartoffeln, Roggen, Gemüse wurden angebaut, viele Obstbäume gepflanzt. Zunächst betreuten, neben Dr. Serger, ein Hilfsarzt, eine Oberin und zwölf Pflegerinnen, ein Oberwärter und elf Pfleger die Kranken. Schnell wurde die Landesirrenanstalt zum größten Arbeitgeber, denn nicht nur für die Pflege, sondern für alle gewerblichen Bereiche wurden Leute gesucht. Bereits1910 musste die Anstalt erweitert werden. Auch die Insassen wurden zu Arbeiten herangezogen, denn die Ärzte waren Anhänger von Beschäftigungstherapien. Weitere zehn Jahre später fand dort das Landessäuglingsheim seinen Platz. Es wurden zudem bis 1931, solange das Heim bestand, Säuglingspflegerinnenausgebildet. Von1924 bis 1928 war auf dem Gelände auch das Landeskinderheimuntergebracht.1933 wurden Mecklenburg Schwerin und Mecklenburg-Strelitz vereinigt. Die Heil- und Pflegeanstalt- sie war keine Landesanstalt mehr - wurde dem Schweriner Ministerium zugeordnet. Aus Kostengründen wurde erwogen, die Domjüch zu schließen oder daraus ein SA-Ausbildungslager zumachen. Beide Pläne scheiterten. Im ersten Kriegsjahr 1939 begann die “planwirtschaftliche Erfassung der Patienten in Heil- und Pflegeanstalten”, die bis 1941 andauerte. Es wurde unruhig auf dem Gelände, die Verweildauer der Patienten war nur noch kurz. 1941 wurden Patienten, 46 sind namentlich bekannt, als ungeheilt entlassen. Es gibt Hinweise darauf, dass ihr Weg nach Sachsen-Anhalt in die Tötungsanstalt Bernburg führte. 1943 sollte die Anstalt aufgelöst und in ein Tuberkulose-Krankenhaus umgewandelt werden, nur ein Teil der arbeitsfähigen Geisteskranken durfte bleiben. Erst 1944 kam ein Lungenarzt: Die Anstalt erhielt den Namen “Staatliche Heilstätte Domjüch”. Unmittelbar vor Eintreffen der Roten Armee wurde sie Ende April 1945 in aller Eile geräumt, das Gelände von den sowjetischen Truppen besetzt. Noch1988 wurden dort Wohnblöcke gebaut, die inzwischen abgerissen sind. Das Gelände wurde bis 1993, bis zum Abzug der GUS-Truppenmilitärisch genutzt. Das Land Mecklenburg-Vorpommern war jetzt Eigentümer. 2001 öffnete die Domjüch erstmals ihre Pforten für einen Tag des offenen Denkmals. Wenn die Aktiven vom Verein heute gefragt werden, was mit dem historischen Gebäude-Ensemblegeschehen soll. antworten sie meist, das sei die falsche Frage. Ihrer Meinung nach müsse gefragt werden: Was will das Gebäude? Denn es sollte eine Nutzung gefunden werden, die möglichst geringe Baueingriffe verlange, das Denkmal kaum zerstörte und eine vernünftige Rendite ergebe. “Was die. Domjüch nicht will, das wird auch nicht”, sind sich die Vereinsmitglieder einig. Die Bibliothekswissenschaftlerin und Leiterin des Neustrelitzer Stadtarchivs Christiane Witzkehat 2001 ein Buch über die Domjüch geschrieben. Auf den Band gab es viele Reaktionen. auch Angehörige ehemaliger Patienten. Ärzte und Pflegekräfte meldeten sich,. stellten Fotos und Dokumente zur Verfügung, weiteres Archivmaterialwurde ausgewertet. Das war für die Autorin Grund genug. Sich an eine überarbeitete, erweiterte Ausgabe zu machen. Christiane Witzke hat die Geschichte der Anstalt, die Schicksale der Patienten, Schwestern und Ärzte nachgezeichnet. Hinzu kamen viele Fotos und historische Akten. Beide Bücherbilden die Grundlage für diesen Artikel.