Der Fla-Raketenkomplex S-300PMU in der NVA
Geschichte und Geschichten
- ISBN-Nr.: 978-3-942477-22-2
Beschreibung
Fla-Raketensystem S-300PMU - Ein Kapitel deutscher Militärhistorie
Das Fla-Raketensystem S-300 gehörte Ende der 1980er Jahre zum Modernsten, was die bodenständige Luftverteidigung weltweit zu bieten hatte.
Von der Ausbildung des Personalbestands 1988 über die Einführung der Technik bis zu ihrer Rückgabe 1990 vergingen nicht einmal drei Jahre. Das Buch, geschrieben von hochspezialisierten Offizieren der NVA, spannt den Bogen von der Beschreibung der Luftangriffsmittel jener Zeit über die taktisch-technischen Daten und die Wirkungsweise des S-300 bis zu seinen Gefechtsmöglichkeiten.
Ein Höhepunkt ist die Schilderung des Gefechtsschießens 1989 in der Sowjetunion. Zugleich wird vom Bau der Stellung bei Retschow und den dabei auftretenden Problemen im Zuge der politischen Wende berichtet.
- historische Bilanz zur Raketentechnik der DDR
- aufklärende Berichte von Insidern
- 160 fotos, Zeitdokumente und Karten
Autoren
Bernd Biedermann
Bernd Biedermann (Oberst a. D. Dipl. rer. mil., Jahrgang 1942) begann nach dem Abitur 1960 als Freiwilliger den Wehrdienst in der NVA. Er entschied sich dafür, Berufssoldat zu werden, absolvierte die Flak-Artillerie-Schule in Potsdam und wurde 1962 zum Offizier ernannt. Danach versah er den Dienst in der Truppe und nahm vier Jahre am Diensthabenden System der Luftverteidigung teil. Von 1968 bis 1971 studierte er an der Militärakademie in Dresden, die er mit einem Sonderdiplom abschloss. Er verblieb zunächst als Lehroffizier an der Militärakademie, bis er 1973 zur Aufklärung wechselte. Dann absolvierte er einen Lehrgang für den Auslandsdienst und 1974 ein Praktikum beim Militärattaché in Peking. Dem schloss sich ein einjähriger Kurs an einer sowjetischen Militärakademie an. Von 1979 bis 1982 war er Gehilfe beim Militärattaché in Peking und von 1984 bis 1988 Militär-, Marine- und Luftwaffenattaché bei der Botschaft der DDR in Brüssel und Luxemburg. Danach versah er Dienst im Bereich Aufklärung und im Verifikationszentrum. Er wurde wiederholt als Manöverbeobachter eingesetzt. Nach dem 3.10.1990 diente er noch als Oberst in der Bundeswehr. Den aktiven Dienst beendete er am 31.12.1990 auf eigenen Entschluss. Von 1991 bis 2002 war er in leitenden Positionen bei privaten Kampfmittelräumfirmen tätig. Er lebt in Berlin und ist als Buchautor tätig.
Jürgen Gebbert
Jürgen Gebbert (Major a.D., Dipl. Ing.), Jahrgang 1956 begann 1975 die Ausbildung zum Offizier der Fla-Raketentruppen an der OHS der LSK/LV in Kamenz. Danach Einsatz als Technischer Offizier der FRA-435 in Barhöft. Über die Dienststellungen Leitoffizier, Kompaniechef der Führungskompanie, Stellvertreter des Kommandeurs und Stabschef einer FRA S-125 nahm er eine planmäßige Entwicklung. 1987 wurde er als Kommandeur der ersten Fla-Raketenabteilung der NVA mit S-300 ausgewählt. Er formierte 1988 den Personalbestand der FRA-4351 am Standort Prangendorf und nahm dann selbst an der Ausbildung im sowjetischen Ausbildungszentrum in Gatschina teil. 1989 absolvierte er mit seiner Abteilung erfolgreich das erste und einzige Gefechtsschießen mit einem S-300PMU in der Sowjetunion. Der vorgesehene Einsatz der FRA-4351 am Standort Retschow erfolgte nicht mehr. Nach dem Beitritt der DDR zur BRD wurde unter seiner Führung der Gesamtbestand der Technik des S-300 an die GSSD zurückgegeben. Jürgen Gebbert ist heute in der Wirtschaft tätig. Er lebt in Sachsen-Anhalt.
Wolfgang Kerner
Wolfgang Kerner (Oberstleutnant a.D., Dr. rer. mil., Dipl.-Ing.) trat nach dem Abitur 1954 freiwillig den bewaffneten Kräften bei und besuchte zunächst die Nachrichten-Offiziersschule der Volkspolizei-See in Parow. Er absolvierte einen Funkmess-Lehrgang in Kühlungsborn und wurde anschließend zum Offizier ernannt. Von 1956 bis 1958 war er Zugführer an der Funkmess-Schule in Oranienburg. Danach nahm er ein Studium an der Artillerie-Funktechnischen Akademie in Charkow auf, das er 1964 als Diplom-Ingenieur abschloss. Bis 1966 war er als Offizier in der Ausbildungsabteilung beim Stellvertreter für Fla-Raketentruppen im Kommando Luftstreitkräfte/Luftverteidigung eingesetzt. Im gleichen Jahr erfolgte seine Versetzung zur Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden, wo er bis 1981 als Fachlehrer für Technik im Lehrstuhl Fla-Raketen-Truppen tätig war. Danach wechselte er in den Lehrstuhl Taktik höherer Verbände der Luftverteidigung. Dort promovierte er 1982 zum Dr. rer. mil. Im gleichen Jahr besuchte er einen Höheren Akademischen Kurs an der Militärakademie G. K. Schukow. Wolfgang Kerner schied am 30. September 1990 aus dem aktiven Dienst aus. Bis Ende der 1990er-Jahre war er bei einem Unternehmen für Sicherheitstechnik beschäftigt. Er lebt in Dresden und ist publizistisch tätig.
Presse
Quelle: Kameraden - UNABHÄNGIGE ZEITSCHRIFT FÜR ALTE UND JUNGE SOLDATEN | Martin Kunze | 2012
Im Wettlauf mit der Zeit: Das Fla-Raketensystem S-300 in der NVA
Mit einem Fla-Raketenkomplex S-300 PMU „Favorit“, NATO – Kennung „GRUMBLE“, übernahm die NVA noch 1988 eines der weltweit modernsten Luftabwehrmittel der Welt.
Mehr als 20 Jahre nach dem Ende der DDR und ihrer Armee schreiben die Autoren des hier vorliegenden Bandes über die Einführung dieses Waffensystems in die NVA. Sachlich und informativ berichten direkt und indirekt Beteiligte über die kurzzeitige, stets unter größtem Zeitdruck und unter strengster Geheimhaltung stehende Einführung dieser Waffe in die Fla-Raketenabteilung 4351 der damaligen 43. Fla-Raketenbrigade. Eine Zeitleiste verdeutlicht die geradezu unglaubliche Leistung der Beteiligten: Zwischen Auswahl des Kommandobestandes und erstem Raketenstart mit eigener Technik am 8.6.1989 vergingen weniger als 15 Monate. Ausführlich, auch für den Laien gut verständlich, werden unter Nutzung zahlreicher Fotos und Grafiken das System selbst, zahlreiche mögliche Luftangriffsmittel sowie mögliche Methoden von deren Bekämpfung erläutert. Schwerpunkte sind dabei die in kürzester Zeit erfolgreich absolvierte Systemausbildung in der UdSSR sowie das erste (und zugleich letzte) Gefechtsschießen auf dem sowjetischen Fla-Raketen-Übungsgelände Aschuluk nördlich von Astrachan . Zum Schwerpunkt aber gerät auch die schon in der Anfangszeit der politischen Wende, unter infrastrukturellen und menschlichen Schwierigkeiten, erfolgende Vorbereitung der Übernahme in das System der Luftverteidigung des Warschauer Paktes. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Noch vor Fertigstellung des weit fortgeschrittenen Ausbaues der Stellungen für das „Diensthabende System“ in Retschow nahe Bad Doberan kam der Befehl zur Rückgabe des unter den Begriff „sensitive Technik“ fallenden Komplexes an die Westgruppe der sowjetischen Truppen bis zum 3.10.1990.
Im zweiten Abschnitt des Buches lernt der Leser in „Geschichten“ Gedanken und Gefühle jener Soldaten aller Dienstgrade kennen, die an der kurzzeitigen, aber von ihnen offensichtlich intensiv erlebten Existenz dieses hochmodernen Luftverteidigungsmittels teilhaben durften. Die eben in Westeuropa laufenden Verhandlungen über eine mögliche Luftverteidigung, die nur durch einige wenige Systeme des Typs „Patriot“ gegebene Luftverteidigung des eigenen Landes machen den Rückblick auf die in diesem Buch vorgestellte S-300 und deren hier nicht genannte Weiterentwicklungen zusätzlich interessant.
Quelle: Der Kanonier | 2012-54
Neue Literatur: Der S-300 in der NVA
Es war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Kapitel der Geschichte unserer Waffengattung. Von der Ausbildung des Personalbestands 1988 bis zur Rückgabe der Technik an die Sowjetunion 1990 vergingen nicht einmal drei Jahre. Und es war eine Zeit, in der sich in unserem Land entscheidende Veränderungen vollzogen. Die Idee, dazu ein Buch herauszugeben, stammt von Siegfried Horst. Er entwickelte auch eine erste Konzeption für den Inhalt, knüpfte Kontakte zu ehemaligen Angehörigen der Einheit Gebbert und schrieb einige Beiträge nieder. Als er mir seine Gedanken zum Buch vortrug, war ich zunächst skeptisch. Je mehr ich mich aber mit den Einzelheiten vertraut machte, desto größer wurde meine Begeisterung für das Thema. Was in diesen drei Jahren abgelaufen ist, enthielt so viel Stoff, dass die Auswahl der Themen oft schwer fiel. Das Buch beginnt mit einer Zeitleiste, in der chronologisch die wichtigsten Ereignisse und Abläufe aufgeführt sind. Danach werden die Notwendigkeit und die Ziele der Einführung neuer Technik in die FRT der Luftverteidigung der DDR am Ende der 80er Jahre beschrieben. Daran schließt sich ein längeres Kapitel über die Luftangriffsmittel jener Zeit an. Charakterisiert werden die wichtigsten Flugzeuge, über die die NATO und der Warschauer Vertrag damals verfügten. Zusätzlich aufgeführt werden die Marschflugkörper, die strategischen Aufklärungsflugzeuge sowie die Frühwarn- und Kontrollflugzeuge. Dabei werden interessante Details über Gefechtseinsätze ebenso beschrieben wie Stärken und Schwächen einzelner Typen. Die Beiträge zum Bestand und den taktisch-technischen Daten des Komplexes sowie die Wirkungsweise der wichtigsten Elemente sind so geschrieben, dass sie auch ohne Spezialkenntnisse verständlich sind. Breiter Raum wird den Fragen der Ausbildung und der Gefechtsmöglichkeiten eingeräumt. Ein Highlight des Buches ist zweifellos der Beitrag über das erste und einzige Gefechtsschießen, das der Kommandeur der FRA 4351, Jürgen Gebbert, höchst eindrucksvoll schildert. Wie die Einheit danach die Mühen des Alltags bewältigt hat, und wie man als Soldat in schwierigen Zeiten verantwortungsvoll handeln musste, wird ebenso ehrlich dargelegt wie das herbe Ende nach hoffnungsvollem Beginn. Ein spezieller Beitrag ist der Geschichte der Entwicklung und Produktion sowjetischer Fla-Raketentechnik von 1945 bis 1990 gewidmet. Im zweiten Teil des Buches berichten ehemalige Angehörige von ihren Erlebnissen und Empfindungen während des Dienstes. Sie schreiben nicht nach dem Motto "Das waren noch Zeiten!" sondern mit dem Anspruch "So war's!". Als Zeitzeugen legen sie im wahrsten Sinne des Wortes Zeugnis ab über diese Zeit. Eine umfangreiche Fotogalerie schließt das Buch ab. Bleibt noch nachzutragen: Leider musste Siegfried Horst kurz vor der Fertigstellung des Manuskripts aus gesundheitlichen Gründen seine Mitarbeit einstellen. Seine Entscheidung, auch nicht als Herausgeber genannt zu werden, haben wir akzeptiert. Sein Anteil an der Entstehung dieses Buches wird aber allein am Inhalt und der Zahl seiner Beiträge deutlich.